AG Funktionelle Körperbeschwerden
Die Arbeitsgruppe "Somatoforme und somatopsychische Störungen" beschäftigt sich mit Körperbeschwerden, bei denen eine Diskrepanz zwischen organischen Untersuchungsbefunden und subjektivem Leidensdruck bzw. subjektiver Funktionsbeeinträchtigung besteht. Darunter fallen die so genannten somatoformen Störungen, aber auch viele der so genannten funktionellen Syndrome, wie etwa Chronisches Müdigkeits-Syndrom, Reizdarm- oder Reizmagen-Syndrom, Fibromyalgie-Syndrom, oder Multiple Chemikalienempfindlichkeit. Darüber hinaus gibt es auch bei organisch definierten Erkrankungen bestimmte Beschwerden (z.B. Erschöpfung), die nicht eindeutig durch Labor- oder Untersuchungsbefunde erklärt werden können, aber dennoch den Verlauf der Grunderkrankung komplizieren.
In diesem Spannungsfeld suchen wir nach Möglichkeiten, die Versorgung der betroffenen Patienten zu verbessern, beteiligen uns aber auch an der Weiterentwicklung ätiologischer Konzepte und Klassifikationen, wie dies z.B. im aktuellen Konstrukt der "Somatic Symptom Disorder" der DSM-V-Klassifikation deutlich wird.
Inwieweit den im Vordergrund stehenden körperlichen Beschwerden auch mit körperorientierter Psychotherapie begegnet werden kann wird ebenfalls in mehreren Studien der AG untersucht.
Aktuelle Projekte
Im vierten Quartal 2018 wurde eine bestehende interdisziplinäre S3-Leitlinie aus dem Jahre 2012 turnusgemäß aktualisiert, welche die schweregradgestufte Behandlung von Patienten mit funktionellen Körperbeschwerden über verschiedene Settings hinweg auf einer auf evidenz-basierten Grundlage beschreibt.
Nach der Konsentierung der Leitlinien durch das breite Spektrum der vertretenen medizinischen Fachgesellschaften ist die Leitlinie nun seit November 2018 veröffentlicht. Sie besteht aus einer Langfassung, einer Zusammenfassung der Schlüsselempfehlungen (Kurzfassung) und einem Leitlinienreport, welcher die Vorgehensweise bei der Leitlinienerstellung beschreibt. Alle Bestandteile der Leitlinie können öffentlich auf den Seiten der AWMF abgerufen werden(link is external).
Website: www.funktionell.net(link is external)
Leitung der Steuerungsgruppe: Prof. Dr. P. Henningsen, Prof Dr. C. Hausteiner-Wiehle
Weitere Mitglieder der Steuerungsgruppe: Dr. med. C. Roenneberg (München), Dipl. Psych. H. Sattel (München), Prof. Rainer Schäfert (Basel)
Kooperationspartner:
Unter Beteiligung zahlreicher Fachrichtungen bzw. Fachgesellschaften und Patientenorganisationen:
DEGAM, DGPPN, DGPT, DPV, DGVM/Klinische Psychologie, DGMP, DGIM, DGN, DGOOC, DIVS, DGCH, GHUP, DGAUM, DGPFG/ DGGG, DGHNO, DGU/AK Psychosomatische Urologie und Sexualmedizin, DGZMK, DGK, DGRh, DGVS, DDG/DGAKI, DGSMP und DAG SHG, und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF)
Ziel der Studie ist die Evaluierung der Wirksamkeit (Effectiveness) stationärer und teilstationärer psychosomatisch-psychotherapeutischer Behandlung in deutschen Universitätskliniken. Es sollen erstmals belastbare Daten zu den Behandlungen gemäß den hohen Standards des neuen Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS)-Katalogs gewonnen werden. Die Studie wird 2019 beginnen, die katamnestische Langzeiterhebungen werden 2021 abgeschlossen sein.
Projektleitung: Prof. Dr. med. Stefan Doering;
Projektmitarbeiter: Prof. Dr. med. Peter Henningsen, Dr. med. Casper Roenneberg, Dipl. Psych. Heribert Sattel, M. Sc. Psych. Dominique Schapperer
Umgang von Medizinstudierenden im Praktischen Jahr mit Patienten mit funktionellen Körperbeschwerden
Im Medizinstudium wird gegenwärtig ein überwiegend dualistisches Krankheitsmodell vermittelt, welches organische von psychischer Ätiologie trennt. Daher ist die Ausbildung im Umgang mit Patienten mit funktionellen Körperbeschwerden unzureichend. In der Folge sind Behandler im Umgang mit diesen Patienten oftmals unsicher und sich selbst überlassen.
Die Studie erhebt den Wissens-Stand der PJ-Studierenden in Bezug auf den Umgang mit Patienten mit funktionellen Körperbeschwerden. Somit könnte – bei Vorliegen von Defiziten im Wissen um funktionelle Körperbeschwerden – in Zukunft die Lehre in Bezug auf den Umgang mit dieser bestimmten Patientengruppe angepasst werden: – durch bedarfsorientierte Maßnahmen – durch die Entwicklung spezifischer Lehrkonzepte und – eine Verringerung von Hindernissen und Barrieren bei der Umsetzung der empfohlenen gestuften und kooperativen Behandlung.
Projektleitung: Rosemarie Marksteiner, Dipl.-Psych. Heribert Sattel, Dr.med. Casper Roenneberg
Behandlungsabbrüche im Rahmen einer stationären Psychotherapie stellen ein großes Problem sowohl für die Patienten selbst als auch für die Kliniken dar. Aufseiten der Patienten stehen Unzufriedenheit mit Behandlern und ein ungenügender Behandlungserfolg im Vordergrund, im schlimmsten Fall auch eine Verschlechterung des Zustands. Für Kliniken bzw. Administratoren stellen Therapieabbrüche einen Verlust an finanziellen und humanitären Ressourcen dar. Im Rahmen der obligatorischen Qualitätssicherung ist daher eine strukturierte Analyse der Ursachen und einer möglichen Prävention von Behandlungsabbrüchen sinnvoll.
Projektleitung: Annkatrin Lattka, Dipl.-Psych. Heribert Sattel, Dr.med. Casper Roenneberg
Individuelle Krankheitsannahmen bzw. subjektive Krankheitskonzepte stellen mentale Modelle einer Beschwerdekonstellation dar und beinhalten verschiedene Faktoren wie Krankheitsursachen, Schwere, Zeitverlauf und Beeinflussbarkeit der Erkrankung und die aufgrund der Krankheit zu erwartenden Konsequenzen. Die Vorstellungen des Patienten zu den Ursachen einer Erkrankung werden Kausal- oder Symptomattributionen oder auch Ursachenüberzeugungen genannt. Die Krankheitsannahmen eines Patienten weichen häufig von den Annahmen der Behandler ab. Auch können verschiedene Personen mit derselben Erkrankung völlig unterschiedliche Krankheitskonzepte entwickeln.
Die Studie analysiert Angaben von 211 Patienten, die in einer großen multizentrischen Studie zur Wirksamkeit von psychodynamisch-interpersoneller Psychotherapie ("Psychosomatische Intervention bei Patienten mit multisomatoformer Störung", PISO) vor und nach der Behandlung sowie nach 1 Jahr untersucht wurden. Hierbei interessiert insbesondere, ob sich Ursachenüberzeugungen im Verlauf ändern und welche Bedeutung diese für den Therapieerfolg haben.
Projektleitung: Marie Schneller, Dipl.-Psych. Heribert Sattel, Univ.-Prof. Dr. med. Peter Henningsen
Leitung:
Univ.-Prof. Dr. Peter Henningsen
Stellvertretende Leitung:
Dipl.-Psych. Heribert Sattel, Psychologe
Mitarbeiter der Forschungs-AG:
- Prof Dr. C. Hausteiner-Wiehle, Oberärztin
- Annkatrin Lattka, Doktorandin
- Rosemarie Marksteiner, Doktorandin
- Dr.med. Casper Roenneberg
- M. Sc. Psych. Dominique Schapperer, Psychologin
- Marie Schneller, Ärztin